Mit der Besteigung des päpstlichen Throns durch Paul V. Borghese (1605-1621) begann sein Kardinalneffe Scipione Caffarelli Borghese (1577-1633) ein intensives architektonisches Mäzenatentum und gleichzeitig einen systematischen Erwerb von Kunstwerken, der seine Sammlung zu einer der größten der damaligen Zeit machte.

Im Jahr 1607 gelangte er durch die Beschlagnahmung der Gemälde im Atelier des Cavalier d’Arpino in den Besitz von etwa 100 Gemälden, darunter einige frühe Werke von Caravaggio. Im selben Jahr erwarb er die Sammlung des Patriarchen von Aquileia, und 1608 kaufte er 71 außergewöhnliche Gemälde aus dem Besitz von Kardinal Sfondrato, darunter Tizians Amor Sacro e Amor Profano, das Porträt von Julius II. (London, National Gallery) und Raffaels Madonna del Velo (Chantilly, Musée Condé).

Die extreme Skrupellosigkeit, mit der sich der Kardinalneffe Kunstwerke sicherte und seiner Leidenschaft als moderner Sammler frönte, wird durch zahlreiche Ereignisse belegt, wie z.B. den Kauf der Madonna dei Palafrenieri von Caravaggio im Jahr 1605, der von der Bruderschaft kurz vor der Ausstellung in der Kapelle von St. Peter abgelehnt wurde – vielleicht auf Geheiß des Pontifex selbst – oder, die gewagte Entfernung von Raffaels Grablegung Baglioni, die im Auftrag von Scipione aus dem Kloster San Francesco in Prato entwendet und in der Nacht vom 18. auf den 19. März 1608 von den Stadtmauern herabgelassen wurde und später von Paul V. zum „Privateigentum des Kardinals“ erklärt wurde.